1. November 2025 Kurz genug war die erste Amtszeit des neuerlich amtierenden US-amerikanischen Präsidenten, um weltgeschichtlich nicht allzu verheerend ins Gewicht zu fallen. Schön fanden wirs, als die groteske Epoche am 20. Januar 2021 zu Ende war, für immer, wie wir damals hofften. Spätestens seit dem 20. Januar dieses Jahres sind wir eines Besseren, will sagen: Schlimmeren belehrt. Mindestens bis 2029 muss die aufgeklärte freie Welt neuerlich versuchen, das Beste aus dem von narzisstischem Getrumpel angerichteten Scherbenhaufen zu machen, will sagen: das Schlimmste zu verhüten. Friedensnobelpreisträger wär er gern geworden, als König von Amerika fühlt er sich bereits – und wurde dieser Tage tatsächlich von einem waschechten Kaiser empfangen: Zwar mochte der Egomane bei seinem Staatsbesuch in Japan - anders als von Protokoll und Zeremoniell vorgesehen - das Haupt vor dem dortigen Regenten nicht beugen und tätschelte ihm stattdessen gönnerhaft Hand und Schulter. Ihm selbst aber wurde gleichwohl mit Überschwang gehuldigt. Natürlich erhielt er zu ihm passende Präsente, Absurdes wie einen vergoldeten Golfball und Sinnreiches, darunter 250 Kirschbäume. Die sollen in Washington so in den Himmel wachsen wie seine Megalomanie und 2026 die Hauptstadt zum 250. Jahrestag der US-Unabhängigkeitserklärung mit weiß-rosa Blütenpracht verzieren. Mit der Schenkung knüpft Tokio an eine Ehrengabe von vor über hundert Jahren an, als Nippon der Metropole gleich mehrere tausend Exemplare seines Lieblingsbaums verehrte. Wer Doris Dörries Liebesabschiedsroman und -film „Kirschblüten – Hanami“ von 2008 kennt, weiß, wie tief die sakura, der Frühlingsflor jener Bäume, die Seelen der Japaner bewegt. Schön ist er, kurz freilich währt er – und wird darum vielfältig gedeutet: als Symbol sowohl für Anmut wie für Vergänglichkeit und für Erneuerung. Ähnlich begriffen und begreifen andere Kulturen den Baum als solchen nicht allein als beeindruckendes Gewächs, auch als Gleichnis. Im biblischen Garten Eden behält sich der Gott des Alten Testaments zwei Bäume vor, den einen des (ewigen) Lebens und den andern der Erkenntnis von Gut und Böse; in der nordischen Sagenwelt trägt die Weltesche Yggdrasil die Erde und das All; den Sachsen unter den Germanen war die Eiche Irminsul heilig, bis Karl der Große sie fällen ließ; vielen hierzulande ist der „deutsche Wald“ Inbild der Heimat und der Verwurzelung in ihr ... Auch abseits spiritueller, mythologischer, sentimentaler Bezüge leuchtet uns leicht ein, dass alte Bäume mit einer Lebenserwartung von (je nach Art) mehreren hundert, wenn nicht tausend Jahren ein Beispiel für zähes Wachstum und beständiges In-sich-Ruhen abgeben. Und auf Wiederaufforstungsflächen wächst, ungeachtet der krisenhaften Gegenwart, beim Anblick junger Setzlinge und Stämmchen unser Mut, an eine Zukunft zu glauben, deren Dauer den Namen verdient. Leicht fällt uns solche Hoffnung nicht, wenn wir erfahren, wie der König von Amerika und mit ihm eine wachsende Zahl von Autokraten jeden ökologischen Gedanken wie einen Unsinn verwerfen. Der Gleichmut Martin Luthers könnte uns nicht schaden, der meinte, er würde, selbst wenn für morgen der Untergang der Welt beschlossen wäre, trotz der Kürze der Restzeit heute noch ein schönes Apfelbäumchen pflanzen. Vielleicht stellen wir, wie es Umweltaktivisten seit Längerem empfehlen, schon mal Spaten und Gießkanne bereit. ■
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Rückblick
29. Oktober, Hof, Freiheitshalle, Festsaal
Das Geldinstitut, das heute Sparkasse Hochfranken heißt, feiert sein 200-jähriges Bestehen - eigentlich kein Thema fürs Feuilleton, hätte es nicht zum Festkonzert mit Klassikern der Leinwand, genauer: der US-amerikanischen Filmmusik, eingeladen. Am Pult der Hofer Symphoniker, die seit Langem von der Sparkasse gesponsert werden,  erwies sich der Österreicher Gottfried Rabl als kundiger Moderator und Spezialist für anspruchsvolle Unterhaltung.
27. Oktober, 59. Hofer Filmtage
Ein Terroranschlag - und Familie Ziegelmann im Ausnahmezustand: Ist Tochter Maya, die längst daheim sein sollte, unter den Opfern? Matthias Kreter legt als Regisseur und Autor clever die Lebenslügen, Unwahrheiten und Geheimnisse einer Familie bloß, die sich aus lauter Sorge zerfleischt. Eine Boulevard-Tragödie, fast ein Loriot-Sketch in Gestalt eines grausigen Folterkammerspiels: Ein Abend im Dezember würde als well-made play auch auf dem Theater funktionieren. 
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Hüben & Drüben: Die Dresdner Sinfoniker feiern die deutsche Einheit
Lieben Sie Brahms? Christian Zacharias eröffnet die Hofer Konzertsaison
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59. Internationale Hofer Filmtage
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